5 Körperübungen, die Sänger lieber bleiben lassen sollten

Folgende Übungen sind mir im Kontext von chorischer Stimmbildung häufig begegnet. Das Ziel sollte eigentlich sein, den Körper in Singbereitschaft zu versetzen. Doch bei diesen Übungen ist die Gefahr gegeben, das Gegenteil zu erreichen:

1. Schultern fallen lassen

Übung und eigentliches Ziel

Das Hochziehen und das anschließende Fallenlassen der Schultern soll die Rücken- und Nackenmuskulatur lockern. Häufig wird dies auch mit Seufzen verbunden, um den Alltagsstress förmlich von sich abfallen zu lassen.

Gefahren

Die fallenden Schultern führen zu einem heftigen Zug an der Halsmuskulatur. Dies kann dort zu Verspannungen führen und so die Funktion des Kehlkopfs beinträchtigen.

Alternativen

Schultern abwechselnd nach hinten kreisen.

2. Kopfkreisen

Übung und eigentliches Ziel

Das kreisrunde Bewegen des Kopfes soll der Dehnung und Beweglichmachung im Hals/Nackenbereich dienen.

Gefahren

Das Durchkreisen des Kopfes ist nicht ungefährlich, speziell da bei vielen Menschen die Halswirbelsäule eine Problemstelle ist. Außerdem werden teilweise die zum Kopf führenden Blutgefäße kurzfristig etwas zusammengedrückt (dadurch könnte es bei älteren Menschen zu kurzfristigen Versorgungsproblemen im Gehirn und einem Kollaps kommen). Außerdem ist die Gelenkmechanik im Halswirbelsäulen-Bereich nicht auf (womöglich schwunghaftes) Durchkreisen eingerichtet.

Alternativen

Der Kopf kann langsam gekreist werden, aber nur im Halbkreis vorne. Es kann auch Vor- und Zurückbeugen des Kopfes durchgeführt werden. Eine seitliche Verdrehung ist in Ordnung; auch Vor- und Zurückschieben des Kinns auf einer Ebene und ebenso das seitliche Verschieben des Kopfes.

Generell gilt: alles im Kopf/Nacken/Halsbereich wird langsam und bedächtig durchgeführt.

Bei Kräftigungsübungen wird statisch vorsichtig gegen den Kopf in seiner Normalposition gedrückt.

Beim Dehnen (nach vorne unten oder zur Seite) langsam in die Dehnposition und langsam wieder heraus gehen.

3. Kopf nach hinten kippen

Übung und eigentliches Ziel

Die Kippbewegung des Kopfes soll der Beweglichmachung der Muskulatur und Gelenke im Hals/Nackenbereich dienen.

Gefahren

Bei geschlossenem Mund erzeugt die gespannte Haut – gerade bei Männern – Druck am Kehlkopf was wiederum zu Verspannungen der Kehlkopfmuskulatur führen kann.

Bei längerem Kippen nach hinten könnten die Nackenarterien so abgeklemmt werden, dass es zur Ohnmacht oder oder – in sehr seltenen Fällen – zum sog. Schönheitssalon-Syndrom“ führt.

Alternativen

Einfach den Kopf nicht zu lange in den Nacken legen und den Mund dabei öffnen.

Dies kann dann auch gewinnbringend mit weiteren Übungen verbunden werden: Um eine tiefe und freie Einatmung anzuregen, kann zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Zunge tendenziell vorne, flach und breit im Mund liegt, während der Kopf mit geöffnetem Kiefer nach hinten gekippt wird. Möglicherweise wird dabei der Gähnreflex aktiviert.

Des weiteren kann man darauf achten, die so erzielte Kiefer-Öffnung und Weitung des Ansatzrohrs auch dann möglichst beizubehalten, wenn der Kopf wieder in Normalposition zurückkehrt.
Wie alles im Leben ist auch dies eine Frage des rechten Maßes, da eine zu große Weitung auch zu Fehlspannungen führen kann. Hier ist jeder für sich selbst verantwortlich und muss selbst gut nachspüren.

4. Schwunghaftes Kreisen der Arme

Übung und eigentliches Ziel

Schwunghaftes Kreisen der Arme soll zu Aufwärmen bzw. Dehnen und Beweglichmachung im Schulterbereich führen.

Gefahren

Ähnlich wie beim Fallenlassen der Schultern kann diese Übung zur Beeinträchtigung des Stimmfunktion durch Verspannungen der Hals- und Rückenmuskulatur führen. Schwunghafte Übungen sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen!  Allgemein sollten Übungen lieber geführt und kontrolliert ausgeführt werden.

Zudem nutzt der so erreichte Bereich nur einen kleinen Teil der Bewegungsmöglichkeiten der Schulterpartie aus.

Alternativen

Eine kleine Anleitung einer Expertin (isa-tut.de):

Das Hochführen der Arme vor dem Gesicht, das (imaginäre) Streichen über die Haare, das Zurückführen des Armes nach hinten und dann zur anderen Seite des Kopfes und dann das Herabführen des Ellenbogens nach hinten unten bei zusammengezogenen Schulterblätter. So erreicht man die ganze Bewegungsoption des Armes im Schultergelenk.

5. Schwunghaftes Kreisen des
Oberkörpers aus der Hüfte

Übung und eigentliches Ziel

Das große schwunghafte Kreisen des Oberkörpers während Hüfte und Beine fest verankert bleiben soll zu Aufwärmen bzw. Dehnen und Beweglichmachung im LWS/Hüftbereich führen.

Gefahren

Bei diesem Durchschwingen – womöglich auch nach hinten, wirken hohe Belastungen auf die Wirbelsäule.

Alternativen

Besser sind kleine Kreise mit der Hüfte und ein betontes rechts/links oder Vor- und Zurückkippen der Hüfte. Dadurch wird das Bewegungsempfindung in diesem Bereich verbessert und es kommt zu keinerlei Überlastungen.
Bei Personen die mit dem LW-Bereich Probleme haben (z.B. Gleitwirbel) ist aber auch diese Übung nicht unbedingt ratsam.

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Für Ergänzungen und/oder Kritik bin ich wie immer offen!

Quellenangaben

Isa Brückler: Do's and Don't's. 
Online in: http://www.isa-tut.de/sportmitisa/spezielle_themen/
Pdf/PDF_Speziell/Do's%20and%20Dont.pdf 
Eingesehen am 24. August 2014.
Autor unbekannt: Das Schönheitssalon-Syndrom.
Online in: https://www.vsao-journal.ch/de/1208.html 
Eingesehen am 26. August 2014.

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